Häufig gestellte Fragen zum Nutri-Score


Was ist das Ziel des Nutri-Score?

Der Nutri-Score kann helfen, gesund bzw. gesünder einzukaufen. Er ist ein Hilfsmittel dafür, die Empfehlungen der Schweizer Lebensmittelpyramide beim Kauf von ver- arbeiteten Produkten umzusetzen.

In welchen Situationen ist der Nutri-Score nützlich?

Der Nutri-Score ist nützlich beim Einkauf von verarbeiteten Produkten. Er hilft dabei, Produkte innerhalb einer Kategorie mitei- nander zu vergleichen, zum Beispiel vor dem Regal mit einer grossen Anzahl von verschiedenen Müesliriegeln, die auch von verschiedenen Marken stammen können. Oder er hilft, sich zwischen Lebensmitteln zu entscheiden, die zum selben Zweck gegessen werden können, wie etwa ein Fruchtjoghurt, ein Flan oder eine Creme zum Dessert.

Wer vergibt den Nutri-Score?

Die Hoheit über den Nutri-Score haben die Gesundheits- und Ernährungsbehörden. Für die Schweiz ist es das Bundesamt für Le- bensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) und in Frankreich, dem Ursprungsland, ist es die Agence nationale Santé publique France. Die Behörden aller Länder, die den Nutri-Score unterstützen, koordinieren sich in einem gemeinsamen Lenkungsausschuss.

Ist der Nutri-Score seriös?

Die Formel hinter dem Nutri-Score wurde ursprünglich von Wissenschaftlern in England entwickelt. Eine Gruppe von Gesund- heits- und Ernährungsfachleuten unter der Führung von Professor Serge Hercberg (EREN, Paris) hat daraus den Nutri-Score abgeleitet und die Formel weiterentwickelt und validiert. Die Wissenschaftler/ innen arbeiten unabhängig von der Wirtschaft. Der Nutri-Score ist daher frei von wirtschaftlichen Interessen.

Kann ein Lebensmittelproduzent ent- scheiden, den Nutri-Score nur auf seine ausgewogeneren Produkte zu setzen?

Nein. Er muss alle Produkte der Marken, die er registriert, mit dem Nutri-Score kennzeichnen. Also z. B. alle Produkte der Marke Anna’s Best oder Maggi. Für die An- passung der Verpackungen erhält das Unternehmen eine Frist von 24 Monaten.

Zeigt der Nutri-Score, was gegessen werden darf oder sollte?

Nein, der Nutri-Score ist keine Ernährungs- empfehlung, sondern eine Hilfe für eine gesündere Wahl im Geschäft. Der Nutri- Score ermöglicht die Vergleichbarkeit von Produkten innerhalb einer Produktkategorie. Er visualisiert die Zusammensetzung und schafft so Transparenz.

Bedeutet Grün gesund und dass von diesem Produkt viel und oft gegessen werden soll?

Nein. Grün bedeutet lediglich, dass dieses Produkt aus gesundheitlicher Sicht besser abschneidet als ein «gelbes» oder «rotes» in derselben Lebensmittelkategorie. Der Nutri-Score sagt nichts darüber aus, ob, wie oft oder in welchen Mengen ein Lebensmittel verzehrt werden soll.

Sind rote Lebensmittel in einer gesunden und ausgewogenen Ernährung verboten?

Nein. Rot bedeutet, dass dieses Produkt aus gesundheitlicher Sicht nicht so gut wie ein vergleichbares «gelbes» oder «grünes» abschneidet. Die Empfehlungen für eine gesunde und ausgewogene Ernährungwerden in der Schweiz durch die Schweizer Lebensmittelpyramide dargestellt. Diese verbietet grundsätzlich keine Lebensmittel.

Wie kann ein Produkt rot sein, obwohl es als fettarm gelobt wird?

Produkte können als fettarm ausgelobt werden, auch wenn es gar keine fetthalti- gen Alternativen gibt, wie z. B. bei Gummi- bärchen oder Lollipops. Da der Nutri-Score jedoch nicht nur den Fettgehalt, sondern auch immer den Gehalt an Zucker, Salz und weiteren Nähr- und Inhaltsstoffen berücksichtigt, kann der Score je nach Produkt trotzdem orange oder rot ausfallen.

Wie kann der Nutri-Score sinnvoll sein, wenn Tiefkühl-Frites einen grünen Score erhalten können?

Der Nutri-Score ermöglicht es, Produkte beim Einkauf zu vergleichen, was schon eine grosse Hilfe ist. Im Falle der Frites wer- den meistens ungesalzene und noch kaum frittierte Kartoffelstücke verkauft. Sie kön- nen verglichen werden mit anderen tiefge- frorenen Kartoffelprodukten, die salziger oder fettiger sein können. Wie sie dann zu Hause zubereitet (im Ofen oder der Fritteu- se) und gesalzen werden, liegt in der Hand der Konsumierenden. Hierzu können in ei- ner Ernährungsberatung wertvolle Tipps gegeben werden.

Wie kann der Nutri-Score hilfreich sein, wenn ein Light-Getränk grün und das Olivenöl gelb gekennzeichnet wird? Ein natürliches Olivenöl ist doch gesünder als ein künstlich gesüsstes Getränk?

Der Nutri-Score ist dafür konzipiert, beim Kauf ähnliche Produkte miteinander zu vergleichen. Das heisst, ein Getränk mit anderen Getränken beziehungsweise ein Öl mit anderen Ölen und Fetten zu vergleichen. Ein Vergleich zwischen einem Getränk und einem Öl macht keinen Sinn.

Berücksichtigt der Nutri-Score den Verarbeitungsgrad von Produkten?

Der Nutri-Score bewertet die Zusammensetzung des Produktes und nicht den Verarbeitungsgrad. Die meisten ultraverarbeiteten Produkte in Frankreich entsprechen allerdings einem C, D oder E, weil ihr Zucker- oder Salzgehalt zu hoch oder ihr Nahrungsfasergehalt zu niedrig ist (1).

Werden auch Zusatzstoffe oder eventuelle Pestizidrückstände im Lebensmittel im Nutri-Score berücksichtigt?

Zusatzstoffe und Pestizidrückstände wer- den im Nutri-Score, der über die Ausgewo- genheit des Lebensmittels informiert, nicht berücksichtigt und wirken sich somit nicht auf die Bewertung aus. Die Gehalte an Zu- satzstoffen und potenziellen Rückständen sind weitere Aspekte der Gesundheit, über die die Zutatenliste bzw. ein Bio-Label informieren kann.

Wie kann der Nutri-Score mit den Ernährungsempfehlungen übereinstimmen, wenn das Olivenöl ein «Gelb» bekommt?

Innerhalb der Kategorie der Fette und Öle erhalten Oliven- und Rapsöl mit Gelb den besten Score. Die Konsument/innen kön- nen das vor dem Verkaufsregal sehr gut erkennen. In Spanien weisen die Absatzzahlen des Supermarktes Eroski nach Einführung des Nutri-Score darauf hin, dass Konsument/innen dies verstehen und bevorzugt Olivenöl auswählen.

Warum berücksichtigt der Nutri-Score nur gewisse Komponenten der Lebensmittel?

Der Nutri-Score berücksichtigt die Komponenten von Lebensmitteln, die sich bei häufigem und hohem Konsum wissen- schaftlich erwiesen positiv bzw. negativ auf die Gesundheit auswirken und die einfach zu kontrollieren sind. Damit der Score einfach nachvollziehbar bleibt, beschränkt er sich auf Nährstoffe, welche die Produzenten auch über die Nährwertdeklaration zur Verfügung stellen müssen. Andere Nährstoffe werden indirekt berücksichtigt, z. B. Vitamine und Mineralstoffe über den Gehalt an Früchten, Gemüsen und Hülsen- früchten oder Calcium und Eisen über den Proteingehalt.

Den Nutri-Score gibt es hauptsächlich auf verarbeiteten Lebensmitteln. Hält das die Konsumierenden davon ab, die unverarbeiteten Produkte zu kaufen?

Nein, eine Untersuchung in Frankreich hat gezeigt, dass bei simulierten Käufen mit Nutri-Score die Einkaufskörbe der Konsument/innen eher mehr unverpackte, unverarbeitete Produkte wie Früchte oder Frischfleisch enthielten, als wenn Produkte gar nicht oder nur mit bezifferten Angaben auf der Vorderseite ausgezeichnet werden (2).

Barbara Pfenniger, Fédération romande des consommateurs 

Annette Matzke, Dr. oec. Troph, Public Health Schweiz 

Esther Infanger, MNutr, Externas GmbH 

Literaturverzeichnis

1)  https://nutriscore.blog/2020/12/07/nutri-score-et-ultra-transformation-deux-dimensions-differentes-complementaires- et-non-contradictoires/

2)   The impact of the Nutri-Score front-of-pack nutrition label on purchasing intentions of unprocessed and processed foods: post-hoc analyses from three randomized controlled trials; M. Egnell et al, 2021. URL: https://doi.org/10.1186/s12966-021-01108-9

Dieser Artikel wurde im SVDE ASDD Info 3/2022 veröffentlicht